„Die Feuerwehr war mein Leben“

06.03.18 - 20:25 - Martin Frank
Nach 50 Jahren verabschiedet sich Kommandant Harald Pflüger aus dem aktiven Dienst
Winnenden. „Herr Oberbürgermeister, Mannschaft gut ausgebildet und vollzählig. Alle Fahrzeuge einsatzbereit.“ Mit dieser Meldung verabschiedete sich Harald Pflüger am Freitag im Anschluss an die Jahreshauptversammlung nach 50 Jahren aus seinem aktiven Dienst in den Ruhestand.

Wie von dem langjährigen Kommandanten der Freiwilligen Feuerwehr nicht anders zu erwarten, er tat dies akkurat: aufrecht, die rechte Hand an den Rand der Kopfbedeckung gelegt, der rechte Oberarm gerade und rechtwinklig zum Körper, Unterarm und Handrücken in einer Linie, die Beine durchgedrückt und die Fußspitzen in einem 45-Gradwinkel zueinander.

Nach fünfzig Jahren aktiven Feuerwehrdienstes ist in Winnenden ein Kapitel Feuerwehrgeschichte zu Ende gegangen. „Die Feuerwehr ist mein Leben, ich war stets mit Leib und Seele Feuerwehrmann!“, so Harald Pflüger. Wie sehr die Entwicklung des Feuerwehrwesens mit dem Namen Harald Pflügers verbunden ist, wurde am Freitag im Festsaal des Klinikums Schloss Winnenden überdeutlich. Für seine Verdienste überreichte ihm Landesbranddirektor Dr. Karsten Homrighausen im Namen des Innenministeriums das Feuerwehrehrenzeichen der Sonderstufe, die höchste Auszeichnung, die das Land für Feuerwehrangehörige zu vergeben hat.

Mit seinen sehr persönlich gehaltenen Worten beschrieb Homrighausen den Geehrten als geradlinig und berechenbar, „ein Mann, der am Freitag das Gleiche sagt, wie am Montag“, der den Mut habe, unbequeme Dinge anzudenken und auszusprechen, auch wenn man sie gerade nicht hören wolle. „Du hast mit klaren Worten gewirkt.“ Unsere Gesellschaft benötige Menschen mit Charakter, Ecken und Kanten, wie Pflüger. „Du lebtest Werte vor, die heute nicht unbedingt modern sind, nämlich Respekt, Toleranz, Kameradschaft und Verständnis.“

Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth überreichte Pflüger die Ernennungsurkunde zum Ehrenkommandanten mit den Worten: „Sie haben sich ein halbes Jahrhundert mit ganzer Kraft für den Brandschutz und das Rettungswesen eingesetzt und bewiesen, dass Sie auch in extremen Ausnahmesituationen einen klaren Kopf behalten.“ Mit Verwaltung, Gemeinderat und seiner Mannschaft hat er mit dem 2005 verabschiedeten Brandschutzkonzept die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft der Feuerwehr gestellt. „Winnenden hat seitdem eine moderne Drei-Standorte-Wehr mit den Feuerwehrhäusern Stadtmitte, Buchenbach und Zipfelbach“, um die es von anderen Großen Kreisstädten beneidet werde. Dies gelte auch für das Feuerwehrmuseum, „ein wahres Juwel“, so Holzwarth.

Als Kommandant 2800 Einsätze geleitet

Pflügers Nachfolger Kai-Benedikt Feess betonte, dass sich die Feuerwehrangehörigen stets auf ihren Kommandanten verlassen konnten: „Du standest immer in unserer Nähe, stelltest dich stets schützend vor deine Leute und warst immer für uns da!“

Pflüger erinnerte sich daran, dass er mit der Feuerwehr aufgewachsen sei, aufgrund der über vierzigjährigen Kommandantentätigkeit seines Vaters. Er sei dankbar dafür, dass er sein Hobby 2003 zum Beruf machen konnte und für die vielen Freunde, die er dabei finden durfte. Als Kommandant habe er ungefähr 2800 Einsätze geleitet. Dabei wurde er mit Toten und Verletzten konfrontiert, sei Gefahrenstoffen ausgesetzt gewesen. Dies habe bleibende gesundheitliche Spuren hinterlassen, aber es konnte vielen Menschen geholfen werden. „Das Schönste jedoch war, dass alle von diesen Einsätzen gesund zurückgekommen sind!“ Seiner Frau und der Familie dankte er für deren Verständnis und dafür, dass sie ihm stets den Rücken freigehalten hat. Und was würde den Feuerwehralltag besser beschreiben, als dass sie auch während der Feierstunde zu einer Türöffnung alarmiert wurde.

Quelle: Winnender Zeitung vom 05.03.2018


Für den scheidenden Kommandanten Harald Pflüger gab es bei der Verabschiedung stehende Ovationen und anhaltenden Applaus. (Bild: ZVW)

Oberbürgermeister Hartmut Holzwarth (rechts) dankte Harald Pflüger für seinen Einsatz und überreichte ihm die Ernennungsurkunde zum Ehrenkommandanten. Mit auf dem Bild Pflügers Frau Gaby. (Bild: ZVW)