Essen auf Herd setzt Haus unter Rauch

01.08.17 - 21:43 - Daniel Bahner
Winnender Jugendfeuerwehr zeigt Zuschauern im Rahmen des Feuerwehrfestes ein Einsatzszenario
Von unserer Mitarbeiterin Heidrun Gehrke

Winnenden.
Es qualmt im Erdgeschoss. Am Einsatzort versammeln sich Unzählige. Das Haus der Jugend in der Alten Mühle ist umstellt von Zuschauern, als das erste Feuerwehrfahrzeug um die Ecke biegt. Ein lautes "Tatü-Tata" kündigt die emsige Truppe an, die sich des Brandes annimmt: 15 Jugendliche der Jugendfeuerwehr Winnenden bei ihrer Schauübung.


"Da kommt's Auto, jetzt geht es los", moderiert ein Vater, der in der Hocke hinter seinem schnullertragenden Sohn kauert, den spannenden Moment. Kinderträume werden wahr: Die tollen roten Feuerwehrautos sind plötzlich nicht nur als gemalte Bilder wie im Kinderbuch zu sehen, sondern fahren vor ihren Augen hin und her. Und dann steigen auch noch richtige Feuerwehrleute aus: mit Schlauchtragekorb im Arm, gelben Sauerstoffflaschen auf dem Rücken und orangefarbenen Helmen auf dem Kopf.

Till Schneider, Gruppenführer am ersten Fahrzeug - ein HLF der Abteilung Buchenbach- mustert die Einsatzlage und teilt seine Leute ein. "Verteiler setzen eine B-Länge nach Fahrzeug, Wasserentnahme Unterflurhydrant, Angriffstrupp mit erstem Rohr über Haupteingang zur Menschenrettung vor", ruft er ihnen zu. Die Feuerwehrkameraden spurten los und sorgen für Ordnung an der Einsatzstelle.

Drei scheinbar Verletzte sind mit Theaterblut geschminkt

Als Übungsannahme dient eine klassische Brandsituation mit starker Rauchentwicklung. Das Essen wurde auf dem Herd vergessen und ist angebrannt. Jugendfeuerwehrwart Daniel Bahner moderiert die Übung und lässt die Zuschauer teilhaben. Über Mikrofon und eine Anlage mit Kugelkopflautsprecher übergibt er das Wort an die Gruppenführer: "Ich schicke einen Angriffstrupp zur Menschenrettung ins Gebäude, während der Wassertrupp über den Unterflurhydranten die Riegelstellung aufbaut", erklärt Till Schneider den Ablauf. Mit der Riegelstellung verhindert die Feuerwehr das Übergreifen eines Brandes auf Nachbargebäude. Am zweiten Fahrzeug, einem Staffellöschfahrzeug, schildern Celina Ehring und Leonie Herbst den Löschangriff,bei dem sie zwei Personen auf der Trage herausbringen. In der Gruppe von Till Schneider berichten Luca Lander und Tom Reichardt von der Menschenrettung: "Auf dem WC haben wir eine verletzte Person gefunden. "Drei Verletzte - parat gemacht und geschminkt wie für den Theaterauftritt, rufen sie überzeugend um Hilfe, zeigenihre Handverletzung und Kopfwunde am Arm, verziert mit Theaterblut. Der Gruppenführer spricht mit ihnen wie im Ernstfall. "Ich beruhige sie, sie brauchen Zuwendung",so Till Schneider. Er hat dieses Frühjahr erfolgreich die Grundausbildung abgeschlossen und bereitet sich auf den Übergang in die aktive Wehr vor.

Feuerwehrtechnik ganz nah bieten auch die Wassertrupps, die den Kanaldeckel heben,das Standrohr am Hydranten setzen und an jeden seiner beiden Abgänge einen Schlauch hängen, um die Fahrzeuge zu versorgen."Etwas nervös sind wir immer vor Publikum, aber es lief alles gut", beurteilt Till Schneider die Leistung der achtköpfigen Gruppe. Darunter auch zwei Atemschutzträger,die mit Sauerstoffflaschen-Attrappen einen zusätzlichen Showeffekt bieten: Es sieht täuschend echt aus, wie sie durch den weißen Qualm, der bis auf die Straße zieht und alles dramatisch einhüllt, im Gebäude verschwinden. Die Feuerwehr hat den Löschangriff so zugeschnitten, dass es gut aussieht. Überall bewegen sich Feuerwehrleute,von Rauchschwaden umgeben. Die jüngsten Zuschauer scheinen nicht zu wissen, wo sie zuerst hinschauen sollen. "Feuerwehr zieht immer", weiß Daniel Bahner. Er macht die Probe aufs Exempel, spricht ein kleines Kind im Publikum an, hält ihm das Mikrofon hin und fragt etwas. Der Kleine ist fasziniert bis zur Sprachlosigkeit. "Kinder kriegen oft keinen Ton raus, so spannend ist es für sie", sagt Bahner. Und der kleine Bub mit dem Schnuller vergisst beinahe das Saugen daran, hat nur noch Augen für die Feuerwehr.

Ab sechs Jahren

  • Der Jugendfeuerwehr Winnenden gehören 70 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren an. Die Sechs- bis Neunjährigen bekommen bei den "Feuerdrachen" Grundkenntnisse vermittelt. Mit zehn Jahren können sie in die Jugendfeuerwehr eintreten, wobei derzeit 39 Jugendliche aktiv für ihre Laufbahn als Feuerwehrmann arbeiten, üben und lernen.
  • Bei der Übung im Rahmen des Treffpunkts Feuerwehr waren ein HLF der Abteilung Buchenbach und das Staffellöschfahrzeug im Einsatz. Letzteres sei das kleinste, wendigste im Fuhrpark und für Jugendübungen besonders gut geeignet, informiert Stadtjugendfeuerwehrwart Daniel Bahner.
Quelle: Winnender Zeitung vom 31.07.2017
 

Winnender Jugendfeuerwehr stellt ein Einsatzszenario dar: Nachdem Essen auf dem Herd vergessen wurde und angebrannt ist, ist das Haus voller Rauch Bild: Schneider (ZVW)