Große Kontrolle in Winnenden: Freie Fahrt für Rettungsfahrzeuge?

22.03.23 - 18:15 - Marc Schmidt
Von Tobias Klecker
Aktualisiert: 21.03.2023 15:44

Wenn Rettungskräfte bei einem Brand oder einem medizinischen Notfall mit ihren Fahrzeugen zum Einsatzort unterwegs sind, zählt jede Sekunde. Besonders ärgerlich sind dann Falschparker, die die Anfahrt erschweren. Mit dem Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr haben Verantwortliche nun getestet, ob überall auf Winnendens Straßen ein Durchkommen möglich ist. Kommandant Yosh Dollase hofft auf eine Wiederholung.

Kommen Rettungsfahrzeuge durch?

"Platz machen für die Feuerwehr" hieß es bei der Verkehrsschau in der vergangenen Woche, wie Franziska Götz, Pressesprecherin der Stadt, in einer Pressemitteilung schreibt. Vertreter von Polizei, Feuerwehr und der Verwaltung haben das Durchkommen von Einsatzfahrzeugen im Stadtgebiet überprüft.

Mit ihren breiten Einsatzfahrzeugen müssen Rettungskräfte schließlich schnell und ungehindert zum Einsatzort gelangen. Hindernisse bilden dabei nicht nur unsachgemäß geparkte Fahrzeuge, sondern beispielsweise auch weit überstehende Hecken.

In der Vergangenheit gab es Probleme

Das weiß auch Feuerwehrkommandant Yosh Dollase. "Glücklicherweise ist es bei Einsätzen, seitdem ich im Amt bin, noch zu keinen Behinderungen gekommen", erzählt er auf Nachfrage unserer Redaktion. Er habe jedoch gehört, dass es in der Vergangenheit auch in Winnenden schon solche Vorfälle, durch die ein oder andere Engstelle, gegeben hat.

Wohngebiete abgefahren und Zettel an Autos verteilt

In Stadtbereichen, die für ihre engen Straßen oder ein hohes Parkaufkommen bekannt sind, habe man bereits im Februar Zettel an Autos gehängt, um auf die Rettungswege hinzuweisen, berichtet Franziska Götz.

Mit dem Drehleiterfahrzeug der Feuerwehr voraus und weiteren Begleitfahrzeugen haben die Teilnehmer der Verkehrsschau schließlich in der vergangenen Woche die Wohngebiete abgefahren. Die Aufklärungsarbeit im Vorfeld hat offenbar Wirkung gezeigt, denn das Ergebnis war laut Stadtverwaltung erfreulich: Ein Großteil der Autofahrer parkte vorschriftsmäßig.

Die Botschaft ist jedoch noch nicht überall angekommen: Ob in Straßenkreuzungen, auf Gehwegen oder zu weit vom Bordstein entfernt, manche Fahrzeuge verzögerten oder blockierten stellenweise die Durchfahrt.

Ein Ärgernis, auch für Feuerwehrkommandant Yosh Dollase. "Bei einem Brand ist die Drehleiter für uns das elementare Mittel", erklärt er. Mit der Aktion wolle man aufzeigen, dass dafür auch ein gewisser Platz nötig ist.

Was ist beim Parken zu beachten?

Was einigen Winnendern laut der Pressemitteilung der Stadt nicht bewusst war: Beim Abstellen des eigenen Fahrzeugs muss immer darauf geachtet werden, dass für Einsatzfahrzeuge mindestens 3,05 Meter Restbreite der Fahrbahn frei bleiben.

Wenn es zum Ernstfall kommt, etwa eine Wohnung brennt und die Drehleiter tatsächlich ausgefahren wird, benötigt die Feuerwehr etwa fünf Meter Fläche. "Wenn wir die Drehleiter in Stellung bringen, dann müssen wir auch entsprechende Stützen ausfahren", erklärt der Feuerwehrkommandant.

In Kreuzungen oder Einmündungen darf ebenfalls nicht geparkt werden. Dort benötigen die Einsatzfahrzeuge den maximalen Platz, um ungehindert abbiegen zu können. "Ganz wichtig ist es, dass nicht im Kurvenradius geparkt wird", sagt Dollase.

Verwarnungen und Bußgeld

Bei der Verkehrsschau blieb es für die meisten Autofahrer bei einem kurzen Aufklärungsgespräch mit Polizeibeamten und dem Ordnungsamt. Auch Verwarnungen, und bei groben Verstößen Bußgelder, wurden ausgesprochen. Im Ernstfall hätte das Entfernen des Autos wertvolle Zeit zur Rettung gekostet.

Die meisten Fahrzeughalter haben sich daher einsichtig gezeigt und ihren Wagen anschließend ordnungsgemäß geparkt.

Situation an der Schwaikheimer Straße in Winnenden


Zu später Stunde haben sich die Verantwortlichen dann auch die Situation an der Schwaikheimer Straße angeschaut. Über die dortigen Verhältnisse hat unsere Redaktion in der Vergangenheit berichtet. Immer wieder kommt es zu riskanten Manövern, geparkte Fahrzeuge sind bei Dunkelheit und schlechter Witterung nicht gut sichtbar. Dies hatte auch CDU-Gemeinderätin Petra Schäftlmeier in einer Ausschusssitzung moniert. Ein Leser hat außerdem auf die Pflicht zur Beleuchtung geparkter Fahrzeuge hingewiesen.

Diesem Hinweis sei man gegen 21.30 Uhr erneut nachgegangen. "Letztlich wurde auch festgestellt, dass die Sicht- und Beleuchtungsverhältnisse ausreichen, um bei ordnungsgemäßer Fahrweise alle parkenden Fahrzeuge rechtzeitig erkennen zu können", heißt es in der Pressemitteilung.

Am Ende der Verkehrsschau haben sich alle Beteiligten zufrieden gezeigt. Seit der letzten Verkehrsschau habe sich das Durchkommen der Einsatzfahrzeuge deutlich verbessert. Feuerwehrkommandant Yosh Dollase hofft, dass es nicht die letzte Aktion gewesen ist. "Ich würde mir wünschen, dass es eine Wiederholung gibt, und denke, dass das auch im Sinne aller Beteiligten wäre."

Quelle: Winnender Zeitung com 21.03.2023

Kaum Platz zwischen Feuerwehrauto und einem parkenden Fahrzeug. © Stadt