Überraschender Abschied: Warum verlässt Feuerwehrkommandant Dollase Winnenden?

16.02.24 - 16:50 - Marc Schmidt
Am Valentinstag hat die Stadt Winnenden die Trennung von ihrem Feuerwehrkommandanten Yosh Dollase bekanntgegeben. Nur dreieinhalb Jahre lang währte die Liaison, in der es am Ende offenbar kriselte. Die Stadtverwaltung verabschiedet den 37-Jährigen, der seit Jahresende 2023 mehrere Wochen lang krankgemeldet war, in einer Pressemitteilung zwar respektvoll, aber sehr nüchtern und knapp. Dollase selbst lässt am Telefon durchklingen, dass ihm mitunter die Rückendeckung gefehlt hat - aus dem Rathaus, aber auch aus den Reihen seiner Kameradinnen und Kameraden.

Nach dreieinhalb Jahren die Versetzung beantragt

"Feuerwehrkommandant Yosh Dollase verlässt die Stadt Winnenden" - so ist die Mitteilung überschrieben, die Pressesprecherin Franziska Götz am Mittwochvormittag per Mail versandt hat. "Nach einer Dienstzeit als hauptamtlicher Feuerwehrkommandant von etwa 3,5 Jahren hat Yosh Dollase in der vergangenen Woche seine Versetzung beantragt und verlässt die Stadt und die Freiwillige Feuerwehr Winnenden", heißt es darin.

Und weiter: "Seinem beruflichen Schwerpunkt wird er treu bleiben und im Bereich der Feuerwehr arbeiten." Als Nachfolger von Kai-Benedikt Feess habe Dollase sein Amt im Oktober 2020 angetreten und von März 2021 bis März 2022 den Aufstiegslehrgang für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst absolviert. "Während seiner Dienstzeit hat er sich neben der Funktion als Feuerwehrkommandant mit wichtigen Aufgaben und Themen befasst, wie zum Beispiel der Erstellung eines Feuerwehrbedarfsplans, dem weiteren Aufbau des hauptamtlichen Bereichs, einem Notfallkonzept Stromausfall und verschiedenen Fahrzeugbeschaffungen", schreibt Franziska Götz.

Zum Schluss: "Die Stadt Winnenden und die Freiwillige Feuerwehr Winnenden danken ihm für die gute Zusammenarbeit und wünschen ihm für seinen weiteren beruflichen und privaten Weg alles Gute."

Dollases Weggang kam für die Stadt "letztlich schnell und überraschend"

Auf Nachfrage unserer Redaktion schiebt die Stadtverwaltung am Mittwochabend nach: "Der Weggang von Herrn Dollase kam für die Stadt Winnenden letztlich schnell und überraschend, auch wenn es in letzter Zeit durchaus Anzeichen auf Veränderungsgedanken gab." Der Kommandant habe seinen Versetzungsantrag "am 1. Februar 2024 nach einer längeren Krankheitszeit seit Anfang Dezember" abgegeben.Stellvertreter Tobias Distler habe Dollases Aufgaben seither "hervorragend und über das normale Maß hinaus" übernommen. "Die Stadt Winnenden ist sehr froh, mit Herrn Tobias Distler einen sehr engagierten, motivierten, kompetenten und fachkundigen stellvertretenden Feuerwehrkommandanten zu haben, der die Aufgaben des Feuerwehrkommandanten auch jetzt wieder übergangsweise und routiniert fortführen wird. Trotzdem kann das schon allein aufgrund der zeitlichen Kapazitäten kein voller Ersatz sein." Deshalb werde sich die Stadt "schnellstmöglich" mit den Führungskräften der Feuerwehr austauschen, "um eine gute und möglichst nachhaltige Regelung für die Zukunft zu erreichen".

Yosh Dollase übt vage Kritik - will aber keine "schmutzige Wäsche waschen"

Was sagt der scheidende Kommandant selbst zu seinem Weggang? Anruf bei Yosh Dollase. "Hallo, Herr Dollase. Sie verlassen uns?" "Ja." "Warum?" "An Ihnen lag's nicht", scherzt der 37-Jährige. An was dann? Das im Gespräch herauszufinden, gestaltet sich schwierig.

Er wolle keine "schmutzige Wäsche waschen", betont Yosh Dollase mehrfach. Seine Kritik bleibt im Ungefähren. Was aber deutlich wird: Es knirscht zwischen ihm und der Stadt. Der 37-Jährige sagt: "Ich möchte die Zeit grundsätzlich nicht missen. Aber die Stadtverwaltung sollte sich überlegen, warum jetzt der zweite Kommandant nach so kurzer Zeit geht." Er spielt damit auf seinen Vorgänger an, der ebenfalls schon nach drei Jahren den Hut genommen hat. Noch so ein Satz von Yosh Dollase: "Die Probleme bestehen nicht erst, seit ich da bin.

"Welche Probleme? "Wenn es darauf ankommt, dass Veränderungen umgesetzt werden sollen, steht der Kommandant alleine da", beklagt Yosh Dollase mangelnde Rückendeckung von der Verwaltungsspitze - auch gegenüber den Kameradinnen und Kameraden im Ehrenamt. Es gebe in der Feuerwehr zu viele persönliche Befindlichkeiten. Die Winnender müssten erkennen, "dass es nur gemeinsam funktioniert", am Ende aber einer die Entscheidung treffen müsse: "Das ist und bleibt der Feuerwehrkommandant." Dieser besetze die schwierige Position "im Sandwich" zwischen Stadtverwaltung und Ehrenamt. Nicht ohne Grund seien landauf landab Stellen vakant.

Den Kameradinnen und Kameraden wurde Dollases Beschluss bei Versammlungen in den vergangenen Tagen und per Mail mitgeteilt. An diesem Donnerstag ist sein letzter Arbeitstag, dann baut er Urlaub und die "massiven Überstunden" ab, die er nach eigenen Angaben aufgebaut hat. "Ich habe über die Maßen Arbeiten ausgeführt, die für eine Person nicht zu schaffen waren", sagt er. Der Feuerwehrbedarfsplan, der dem Gemeinderat bald vorgelegt werde, sei "zurückzuführen auf meine massive Mehrarbeit, die ich die letzten Jahre geleistet habe". Er habe schwer dafür gekämpft, dass zwei zusätzliche hauptamtliche Stellen genehmigt würden, die seiner Nachfolgerin oder seinem Nachfolger nun zur Verfügung stünden. Der Stadtverwaltung wünsche er bei der Auswahl "ein glückliches Händchen".

Weinendes und lachendes Auge: Neue Stelle in Niedersachsen

Dollase sagt, er gehe "mit einem weinenden Auge, weil ich weiß: Die Feuerwehr Winnenden hat unglaubliches Potenzial. Ich hätte mich gefreut, wenn wir die Lorbeeren miteinander geerntet hätten." Das "lachende Auge" blickt hingegen auf den neuen Lebensabschnitt, der jetzt folge: Es zieht den 37-Jährigen nach Niedersachsen, wo er nach eigenen Angaben eine Führungsposition in einer Berufsfeuerwehr übernimmt.

Quelle: Winnender Zeitung vom 14.02.2024
 

Yosh Dollase in seinem Kommandofahrzeug – nach nur dreieinhalb Jahren streicht der Kieler in Winnenden die Segel. © Sebastian Striebich