Um 18.18 Uhr erschallt das große Oooh

02.05.13 - 16:50 - Martin Frank
Rund 20 Feuerwehrfrauen und -männer haben den frisch geschlagenen Maibaum aufgestellt
Winnenden. Ein Mehrgenerationenprojekt: Kindergartenkinder bestaunen 20 Männer und Frauen in knallorangefarbenen Jacken mit kraftgespannten Gesichtern. Jugendliche mit Helmen sichern ein Absperrseil für den Maibaum auf dem Marktplatz, und mit Respektsabstand blicken Opas, Omas und ganz kleine Babys in Richtung Baum und Feuerwehr.

Der Diesel des Feuerwehrwagens rattert gemächlich vor sich hin in der Marktstraße. Es riecht nach Ruß und Öl. Ein zwei Daumen dickes Drahtseil liegt am Boden und weist den Weg vom Einsatzwagen zum Maibaum. Da hupt ein tiefer Tubaton. Die Stadtkapelle baut sich auf. 18 Uhr. Noch hält der wolkendunkle Himmel am Vorabend des 1. Mai. Die 20 Männer und Frauen in Feuerwehrkleidung packen die drei Hebestangenpaare, spannen ihre Muskeln, rufen, drücken, und die ersten Tannenzweige ragen aus der Menschenmenge.

Regentropfen fallen. Notenblätter wellen sich. Dirigent Rainer Wind leiht sich einen Regenschirm von einer Zuschauerin und dirigiert mit dem weiter. Die Kinder schauen nur kurz zur Stadtkapelle, schließlich sind da auch Uniformen. Aber die Feuerwehr ist schöner und wichtiger. Die hebt den Baum an.

Zuschauer verdrücken sich unter Schirme und Zeltdächer

Und die hat das schöne rote Feuerwehrauto neben der Kreissparkasse stehen mit der Drahtseilwinde, die Seil einwickelt, wenn der Baum wieder ein bisschen höher kommt. Zuschauer drücken sich unter die großen Sonnenschirme und Zeltdächer, aber Kinder können jetzt grad nicht weg da vorne, wo sich Entscheidendes bewegt. Und Eltern oder Großeltern müssen dann auch bleiben, trotz der Regentropfen.

Der Baum steht schon ziemlich steil. Ho-Ruck. Noch einen Meter nach vorne. „Stopp, stopp, stopp, stopp“, ruft einer. Ein Hebestangenpaar steht schon senkrecht. Mehr geht nicht. Sie müssen noch mal nachsetzen, die Stangen noch weiter unten am Stamm ansetzen. „Also, jetzt mache mer fertig“, ruft einer. Ruck - und der Baum steht nach 18 Minuten. „Ooooh!“, ruft die Menge und klatscht Beifall. Es ist 12 Grad kalt. Eine Mutter hastet heimwärts über die Marktstraße. Ihre kleine Tochter radelt hinterher und will noch nicht so recht: „Mama, guck, das Feuerwehrauto.“ Die Drehleiter wäre noch einen Augenblick der Betrachtung wert. Aber Mama zieht den Kragen hoch und geht zügig weiter. Ein nasskalter Vorabend zum 1. Mai

Quelle: Winnender Zeitung vom 02.05.2013

Ein Kraftakt für Frauen und Männer: Feuerwehrleute haben den Maibaum am 30. April von Hand aufgestellt. (Bild: ZVW)

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Winnender_Zeitung_2013_05_02.pdf